1. Auszug der Eröffnungsrede im Kreishaus der SÜW,  Landau, April 2003

 

       Evelyn Blaichs  Arbeiten können als Metapher für Existentielles verstanden werden und knüpfen damit an die Tradition abstrakter Malerei des 20.Jh.'s an, die zum absoluten Bild tendierte: "Das gegenstandslose Bild operiert mit kosmischen Maßstäben von Raum, Zeit und Bewegung", so schreibt Tatjana Gorjatschewa (Katalog "Geburt der Zeit", Kassel 1999/2000).

 

Größte Faszination geht von ihren Bildern mit archaischen Schriften aus, den "Chiffren zwischen Tag und Traum". In diesen großformatigen Bildern geht es um das Thema der Polarität, um Urthemen des Lebens. Spannungsvolle Gegensätze werden aufgezeigt von Bewegung und Ruhe, Harmonie und Chaos, Raum und Zeit, Licht und Finsternis. Die häufig dreiteilige Bildform mutet sakral an, das Mittelbild erscheint als geschützter Raum und Raumillusion, die durch dunkle Seitenflügel begrenzt wird.

Die meist in Schwarz  gehaltenen, mit feinen Streifen durchsetzten Seitenflügel  bilden kontrastreiche Tableaus und  fungieren als eine Art Raumschranke. Sie gewinnt in der Werkgruppe Chiffren  eine zusätzliche Bedeutung als Träger der Schrift.

Die Streifen in der vertikalen Komposition haben für Evelyn Blaich Zeitcharakter. Das lässt mich an einen Ausspruch Bill Violas denken, der -  als Medienkünstler immer dem Mysterium der Zeit auf der Spur - schreibt: „ Eine klassische Weise über die Beziehung zwischen Zeit und Ewigkeit nachzudenken, ist der vertikale Pol der axis mundi, der durch alle Schichten hindurchgeht, um sie vertikal miteinander zu verbinden. Darum geht es beim Jetztaugenblick“ (vergleiche  Kunstforum, Juni 2000).

 

Dr. Ulrike Hauser - Suida (Kunsthistorikerin)  2003

 

 

2.

Auszug der Eröffnungsrede  im Zehnthaus Jockgrim,  Februar 2005

 

     Im Mittelpunkt der Schau stehen die Serien roter und schwarzer Bilder einander kontrastreich gegenüber. Als Ausgangsbasis für die Leinwände der "Farb-Zeiten" diente ein Videofilm über einen Sonnenuntergang. Er inspirierte zur Darstellung des Zeit-Wandels in der Natur reduziert auf fragmentarische Bildsequenzen. Von der Realität des Naturvorbilds bleiben auf der Leinwand nur noch Ausschnitte, die sich überlagern oder die zeitliche Veränderung komprimieren.

Durch vielschichtige Übermalungen und mit breitem Pinsel dynamisch aufgetragenen, manchmal pastos verdichteten Farben, gelangt Evelyn Blaich zu großer, malerischer Freiheit. Die verschiedenen Phasen des Farbwandels von brennendem Rot-Orange bis hin zu tiefstem, lavaartigem Schwarz, das Absterben, Entschwinden, allmähliche Erlöschen des Lichts und das Zunehmen der Dunkelheit wird in diesen kosmischen Bildern zum Ereignis.

    Evelyn Blaich ist fasziniert von der unmittelbaren, ästhetischen Präsenz, die in zerschlissenen Oberflächen, in verbrauchten, abgenutzten, aussortierten Gegenständen und Werkstoffen zum Ausdruck kommt. Die besitzen jenen ambivalenten Zwischenzeitcharakter, der bereits die Surrealisten und Nouveaux  Rèalistes inspirierte.

Strukturen voller Geschichte und Geschichten werden bedeutsam als Träger der Zeit, als Zeitspeicher. Werktitel wie "strukturiert" oder "Verfallszeit"  und "rostiger Verfall" machen dies explizit.

 

Die Fotos dienen als Ausgangsmaterial. Meist stark vergrößerte und digital bearbeitete Details und werden in Reihungen und Wiederholungen zu musterhaften Bildgefügen montiert. In den entstehenden Strukturen sind die abgebildeten Dinge und Zeichen zu einer neuen Wirklichkeit zusammengesetzt.

"Transformation der sichtbaren Realität zum Ausschnitt, wie mit der Lupe die Dinge in eine neue Ordnung gebracht.

Eine neue Beziehung finden durch Reduzierung auf Symbole und Chiffren als Botschaften einer neun Zeitlosigkeit", schreibt Evelyn Blaich selbst.

Frau Dr. Ulrike Hauser - Suida (Kunsthistorikerin) Mannheim  2005

 

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